Im privaten Busgewerbe wird weiterhin gestreikt, was sich auch auf den Schülerverkehr auswirkt: Kinder wie Lehrkräfte kommen zu spät zum Unterricht, Eltern sind seit Wochen immer wieder gefordert, den Schulweg ihrer Kinder privat zu organisieren. Darauf
machen Vertreter von Eltern und Sorgeberechtigen aufmerksam. Sie fordern eine schnelle Lösung im Tarifkonflikt – und ein Handeln der Politik.
Die anhaltenden Streiks im privaten Busgewerbe treiben Eltern schulpflichtiger Kinder um: „Zunehmende Streiks im Verkehrswesen belasten die Bildungschancen unserer Kinder und sorgen für Hilflosigkeit bei vielen Eltern“, teilt deshalb der Landeselternbeirat Rheinland-Pfalz mit. Der Tarifstreit dürfe nicht zulasten der Kinder ausgefochten werden. Aktuell sei es aber so, dass Streiks „die jüngsten Teilnehmer am öffentlichen Nahverkehr am schwersten belasten“. Das dürfe schlicht und einfach nicht sein, der Transport für Kinder zur Kita, zum Kindergarten und zur Schule müsse immer sichergestellt sein – „insbesondere auch in ländlichen Gegenden“.

Sofortige Lösung gefordert

Vor diesem Hintergrund fordert der Landeselternbeirat eine sofortige Lösung der Situation. Das  Gremium ruft die Streikenden, deren Verhandlungspartner und die Politik auf, im Tarifkonflikt „gemeinsam eine rasche und nachhaltige Lösung“ zu finden. Bereits seit Wochen kommt es immer wieder zu Ausständen. Die Gewerkschaft Verdi hatte Ende der vergangenen Woche angekündigt, den Streik der privaten Busfahrerinnen und -fahrer zunächst bis zum 24. März zu verlängern.

Dabei gehen nach der Corona-Zeit weitere wichtige Unterrichtsstunden für unsere Kinder verloren.
Der Landeselternbeirat fürchtet um die Bildungsziele von Schulkindern


Verdi fordert 500 Euro monatlich mehr Lohn und eine Einmalzahlung von 3000 Euro für die Beschäftigten. Eine Forderung, auf die die Vereinigung der Arbeitgeberverbände des Verkehrsgewerbes Rheinland-Pfalz (VAV) laut eigener Aussage nicht eingehen könne: In den Verkehrsverträgen mit den Aufgabenträgern – also Kommunen – seien im Durchschnitt Lohnkostensteigerungen von 2,5 Prozent hinterlegt.
Demzufolge könnte auch nur dieser Wert die Grundlage für Verhandlungen sein.

Unterrichtszeit geht verloren

Welche Folgen Streiks im Busgewerbe – im privaten wie zuletzt auch im kommunalen – und auch jüngst bei der Bahn haben, skizziert der Landeselternbeirat in seiner Mitteilung: Fallen Busse und Bahnen aus, führe dies dazu,
dass Schulkinder wie auch Lehrkräfte erheblich verspätet oder oft gar nicht in die Schule kommen könnten. „Dabei gehen nach der Corona-Zeit weitere wichtige Unterrichtsstunden für unsere Kinder verloren“, kritisiert der Landeselternbeirat. Eltern mit Grundschülern müssten zudem ad hoc eine Betreuung für die zu Hause bleibenden Kinder organisieren, Urlaub nehmen oder ihre
beruflichen Verpflichtungen gefährden.

Belastung für die Gemeinschaft

Auf die Auswirkungen der Streiks weisen auch die drei Regionalelternbeiräte in Rheinland-Pfalz hin: Die Ausstände stellen demnach eine „kontinuierliche Belastung für unsere Gemeinschaft dar“, schreiben die Beiräte der Regionen Trier, Rheinhessen-Pfalz und Koblenz. Nicht zu wissen, ob und wann eine Einigung im Tarifstreit erzielt wird und wie lang die Streiks tatsächlich noch andauern, belaste in erster Linie Eltern von Schulkindern: Die regionalen Elternbeiräte sprechen von einer täglichen Herausforderung, um den Schulweg zu organisieren.

Zunehmende Streiks im Verkehrswesen belasten die Bildungschancen unserer Kinder und sorgen für Hilflosigkeit bei vielen Eltern.

Der Landeselternbeirat in einer Mitteilung

Es gebe zwar ein gewisses Verständnis für die Streiks, nicht aber für den Unterrichtsausfall. Hinzu komme, dass Eltern für Bus- und Bahntickets zahlen müssten, ohne dass die entsprechende Dienstleistung erbracht worden sei. Vor diesem Hintergrund fordern auch die Regionalelternbeiräte, dass sich Gewerkschaft, Arbeitgeberseite wie auch die Landesregierung zusammensetzen und zügig an einer Lösung arbeiten.

„Höchste Zeit für den Rheinland-Pfalz-Index“

Hier bringen die Elternbeiräte den sogenannten Rheinland-Pfalz-Index ins Gespräch, den die Landesregierung 2020 zwar angekündigt hatte, der bis heute aber nicht eingeführt wurde. Kurz gesagt, handelt es sich hierbei um eine Klausel, die Arbeitgebern einen flexibleren Ausgleich von Personalkosten ermöglicht, indem die öffentliche Hand Zuschüsse zahlt. Es sei höchste Zeit, diesen Index umzusetzen, betonen die Regionalelternbeiräte. Den Index wie auch die Forderung nach einer schnellen Lösung im Streikdilemma thematisiert zudem auch der bundesweit tätige Bildungsverein „Zentrum Eltern helfen Eltern“ in einer Mitteilung. In diesem Verein engagiert sich der Sprecher des Regionalelternbeirats Trier, Reiner Schladweiler, als Vorsitzender.

Online-Unterricht als Lösung?

Könnte bei einem weiter andauernden Streik Online-Unterricht das Mittel der Wahl sein, um auf diese Weise dafür zu sorgen, dass Kinder nicht noch mehr Lernstoff verpassen? Diese Option sprechen sowohl der Bildungsverein, die Regionalelternbeiräte als auch der Landeselternbeirat an: Während die regionalen Elternbeiräte prinzipiell eine vielversprechende Alternative in diesem Ansatz sehen, weisen Verein und Landeselternbeirat darauf hin, dass Schulen oft nicht so kurzfristig auf diese Schulform umstellen könnten, auch, weil die Technik und Fähigkeiten – allen Lehren aus Corona zum Trotz – noch immer nicht überall vorhanden seien.